Unser Schachfreund Georg Kreischer ist von uns gegangen

Georg „Schorsch“ Kreischer (9.10.1956 – 15.10.2018)

Leben und Tod eines Schachenthusiasten
(Erinnerungen eines langjährigen Weggefährten)

Unfassbare und traurige Realität: Georg „Schorsch“ Kreischer, der unser königliches Spiel liebte und bewarb wie kein Zweiter, hat seinen letzten und allerschwersten  Kampf gegen den Furchtbarsten aller Gegner verloren.

Unzählige Schachspieler haben den umtriebigen „Schorsch“ gekannt und geschätzt, sei es als Vereinsobmann, Schiedsrichter, Organisator und vor allem als unermüdlicher Förderer und Betreuer der Schachjugend. In den letzten Jahren auch häufig an diversen Schulen sein geliebtes Schach unterrichtend, war er für seine „Kleinen“ fast rastlos unterwegs. Stets mit einem inhaltsreichen „Schachkoffer“ ausgestattet, hat er den Nachwuchs in selbstloser Weise unterstützt und zu den oft verstreut liegenden Turnierorten transportiert. Lasst mich nun, liebe Schachfreunde, im folgenden Abschnitt aus früherer Zeit berichten.

Noch als Schriftsetzer-Lehrling stieß Georg zu Beginn der 70-iger Jahre zu „seinem“ Schachclub Traun 67. Ein schmächtiges, schüchternes Bürschlein war
er, aber voll schachlichem Ehrgeiz und sich alsbald im Kreis der Besten etablierend. Sein mitunter grimmiger, aber auch geistreicher Humor ist mir
gleich aufgefallen, denn so respekteinflößende Begriffe wie „Trauner Riesen“ bzw. der, den Vereinsstempel zierende „Trauner Geier“ hatte mehr oder
weniger unser späterer Obmann Georg eingeführt. Die vereinseigenen Informationsblätter, tituliert als „Der Trauner Riese“, wurden jahrelang ebenfalls von Georg in verschmitzter Weise gestaltet. Unvergessen bleiben mir die Gesangseinlagen (!) bei diversen Feiern im Club, wobei Georg für viele Liedtexte verantwortlich zeichnete und ein regelrechtes „Gesangsbuch“ (Spottlieder!) aufgelegt hatte. Nach und nach ist der SC Traun 67 zu ungeahnten Höhen aufgestiegen und
ebenso Georg, der in dieser Hochphase des Vereins die Obmannstelle von Ernst Schüller (der den Club bis dahin tadellos und umsichtig geführt hatte) übernommen hatte.

Bis zu seinem tragischen Ende ist Schorsch die Seele und treibende Kraft unseres Clubs gewesen, ich hätte mir keinen besseren Obmann wünschen können. In den letzten 10 Jahren wurde eine Spielgemeinschaft mit unserem Nachbarn (ASK Nettingsdorf) eingegangen. Auch hier hat sich Georg glänzend bewährt und mit den Spielern des Partnervereins ein stets freundschaftliches, bestens harmonierendes Verhältnis gepflegt. Selten nur hat Schorsch einen gemeinsamen Clubabend versäumt. Noch bis wenige Tage vor seinem tragischen Abgang haben Schorsch und ich beim Clubabend in Haid eine monatliche „interne“ Blitzvereinsmeisterschaft (!) bestritten (10 oder 20 Partien „Revanche“). Zahlreiche Donnerstage bin ich – erfolglos! – gegen ihn angerannt, aber er hat mich stets getröstet: „Tu Dir nix an Werner, ein 2. Platz (!) ist doch auch net schlecht….!“

Vielleicht noch ein paar abschließende Zeilen zu Georgs individuellem, den Kiebitz oft halb in den Wahnsinn treibenden Spielstil: Er war kein Blender am Schachbrett, spielte stets mit vorsichtiger Zurückhaltung und war für mich der klassische Verteidigungskünstler. (Lieblingszug mit Schwarz: Sa8!). Seine zumeist passiven Stellungen verteidigte er mit verbissener Zähigkeit und nicht wenige, starke Spieler sind an Georgs Hartnäckigkeit zerbrochen. Umgekehrt bescherte ihm dieser abwartende Kampfstil manch desaströse Niederlage, doch war er immer ein fairer Verlierer. Beeindruckend auch seine ausgewogene Endspieltechnik, welche ihm
zahlreiche, beeindruckende Partiegewinne bescherte.

Eine kleine Begebenheit sei noch erwähnt, weil sie die kameradschaftliche Gesinnung unseres Freundes bezeugt: Georg hatte Sommer 2018 beim traditionellen Nettingsdorf-Blitzturnier eine Flasche Wein (Seniorenpreis) gewonnen. Ich war ein wenig vergrämt, da mir die begehrte Trophäe nur denkbar knapp entgangen war.
Daraufhin missmutige Heimfahrt zu später Stunde in die hauseigene Tiefgarage, Grübelphase im Auto sitzend, plötzlich ein Klopfgeräusch: Georg(!) steht grinsend neben meinem Auto, überreicht mir seine gewonnene Weinflasche und meint freundlich lächelnd: „Nimm Du sie, als Diabetiker darf ich ja ohnehin keinen Alkohol trinken….!“ Wünscht mir noch eine gute Nacht und weg war er….

Es gäbe noch Manches über diesen einzigartigen, oft ein wenig schrulligen Schachidealisten zu berichten, doch Georg ist nunmehr am Ende seines Weges angekommen. Bleibendes hat er durch seinen gewaltigen Einsatz auf Vereins- bzw. Verbandsebene hinterlassen, nun kann er rasten und in Frieden ruhen.

Leb wohl für immer, alter Freund und Kampfgenosse, ich und wohl auch die große Familie der heimischen Schachfreunde werden Dich nie vergessen!

Traun-Oedt, 18.10.2018, Werner Schmoll

Fotos von Kranzl Peter, Huemer Gerald und Daxinger Johann